Am 24. September 2025 durften wir rund 35 Geschäftsleitungsmitglieder und Stiftungsräte aus der Vorsorgebranche zum Schillingtalk begrüssen. Im Zentrum stand die Frage, wie sich die steigende Zahl an IV-Fällen auf die zweite Säule auswirkt und welche Handlungsoptionen bestehen.
Zentrale Fakten der Invaliditätsstudie der PK Rück und Erkenntnisse:
- Die Zahl der IV-Neurenten ist von 2012 bis 2023 um 42% gestiegen, besonders deutlich bei den 20- bis 29-Jährigen (+50%).
- Die IV-Neurenten der Frauen haben sich seit 2012 um fast 50% erhöht und liegen inzwischen auf dem Niveau der Männer.
- Ein grosser Teil des Anstiegs ist auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, diese machen inzwischen rund 30% der Neumeldungen aus.
- Die klassische Prämienkalkulation stösst an ihre Grenzen: Vergangenheitsdaten reichen nicht mehr aus, um zukünftige Risiken realistisch abzubilden.
- Prävention und Wiedereingliederung rücken ins Zentrum. Um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es die Zusammenarbeit aller Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Versicherungen und Gesundheitswesen.
Umfrageresultate der anwesenden Gäste:
Die Frage an die Gäste, ob die Invaliditätsentwicklung eine tickende Zeitbombe sei, zeigte, dass sich die Branche dem Trend bewusst ist.

Da die berufliche Vorsorge direkt IV-Leistungen bezahlt, ist sie sehr nah an der Entwicklung dran und kann im Bereich der Früherkennung einen entscheidenden Beitrag leisten. Auch mit dem Ziel, eine rasche Wiedereingliederung zu ermöglichen. Besonders erfreulich war, dass ein grosser Teil der anwesenden Vorsorgeeinrichtungen bereits über definierte Prozesse zur systematischen Erfassung von Arbeitsunfähigkeitsfällen verfügt oder diese derzeit aufbaut.

Was bedeutet das für die Branche?
Die berufliche Vorsorge steht vor einer doppelten Herausforderung: steigende finanzielle Belastungen einerseits fehlendes Bewusstsein in Politik und Öffentlichkeit andererseits. Vielen ist noch immer nicht bekannt, dass die zweite Säule (neben der AHV) überhaupt Invaliditätsleistungen erbringt. Diesen Aspekt gilt es in der nächsten IV-Reform deutlich stärker zu verankern.
Die Branche steht vor grossen Herausforderungen und einer steigenden finanziellen Belastung, gleichzeitig ist vielen Versicherten wie auch der Politik zu wenig bewusst, dass auch die berufliche Vorsorge (neben der 1. Säule) Invaliditätsleistungen erbringt. Diesen Aspekt gilt es in der nächsten IV-Reform stärker zu berücksichtigen und die berufliche Säule proaktiver einzubinden. Der ASIP hat den Ball bereits aufgenommen und engagiert sich für den beidseitigen Austausch.
Ein herzliches Dankeschön an Regina Knöpfel, Jürgen Scharfetter und Lukas Müller-Brunner für ihre wertvollen Beiträge und an alle Gäste für die Diskussion.

