100 Prozent in einen Job zu investieren, kommt aus der Mode. Teilzeit ist gefragt – warum?

Die Generation Z gilt als die Generation der Life-Balance-Optimierer: Die jungen Frauen und Männer arbeiten vorwiegend Teilzeit, um ihren Hobbies zu frönen, fordern von ihrem Arbeitgeber Flexibilität und legen gerne einmal auch ein Sabbatical ein. Doch von «ruhige Kugel schieben, Freizeit-Fixierung oder faulen Berufseinsteigern» kann nicht die Rede sein: Wie eine jüngste Erhebung zeigt, geht fast die Hälfte der Generation Z einem Nebenerwerb nach.

Klar stecken viele der unter 27-Jährigen noch in der Ausbildung, was Nebenjobs begünstigt. Aber als ich mich persönlich in meinem Umfeld umhörte, stellte ich fest, dass zusätzliche Erwerbsarbeit neben einem geregelten Hauptjob für die Generation Z keine Ausnahme ist: Da ist die junge Bundesangestellte, die neben ihrem 60-Prozent-Job noch 40 Prozent als Kellnerin arbeitet – weil ihr das Spass macht und sie im Café spannende Leute trifft. Da ist die promovierte Umweltingenieurin, die nebenbei Kimonos näht, aus Leidenschaft. Und da ist der junge Verkehrsingenieur, der im Zweitjob an der Berufsschule unterrichtet. Natürlich motiviert ihn das zusätzliche Geld. Wie bei den vorangegangenen Beispielen ist allerdings auch bei ihm die Leidenschaft, die Abwechslung und die erweiterte Inspiration der Hauptgrund für seine Zweittätigkeit.  

Im Hauptjob wird Geld verdient: Dies ermöglicht es, im Zweitjob weitere Neigungen auszuleben. Die vertikale Karriere steht bei einem Grossteil der Generation Z jedenfalls nicht an erster Stelle. Die traditionelle Hierarchieleiter – vom Junior Assistent zum Bereichsleiter oder Geschäftsführer – hat an Anziehungskraft verloren. Die jungen Berufseinsteiger sind vielmehr bestrebt, Einblicke in unterschiedlichste Jobs, Abteilungen und Berufszweige zu erhalten sowie inspirierende Erfahrungen zu sammeln.

Für Firmen ist dies eine grosse Chance: Sie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, die neue Perspektiven, andere Sichtweisen sowie frische Lösungsansätze einbringen. Junge Angestellte, die für ihre Ideale einstehen und bereit sind, soziale Verantwortung zu übernehmen. Eine ideale Ausgangslage, um jegliches Silodenken zu durchbrechen, das Unternehmen mit kreativen Ideen zu beflügeln und voranzutreiben.