Erkenntnisse aus dem schillingtalk

Thema: «Fachkräftemangel in der 2. Säule – wieviel davon ist hausgemacht?»

Im Rahmen des schillingtalk fand am 2. März 2023 eine Podiumsdiskussion zum Thema «Fachkräftemangel in der 2. Säule – wieviel davon ist hausgemacht» statt. Rund 40 Teilnehmende von namhaften Vorsorgeeinrichtungen suchten während der Veranstaltung den gemeinsamen Austausch. Basis hierzu bildete das Arbeitspapier der inter-pension, welches sich der Frage zur nachhaltigen Gewinnung, respektive Bindung von qualifiziertem Fachpersonal für Pensionskassen widmet. Die Herausforderungen dabei sind der demografische Wandel, die fortschreitende Digitalisierung und veränderte Arbeitsmodelle.

Das vorgestellte Arbeitspapier unterteilt das Thema in drei Handlungsfelder:

  1. Pensionskassen sind als Arbeitgeberin wenig sichtbar
    Die Aufgaben, Tätigkeiten sowie Entfaltungsmöglichkeiten des Fachpersonals Vorsorge sind in der Berufslandschaft kaum bekannt und zusätzlich wird die Branche als komplex wahrgenommen.n.
  2. Lehrlingsausbildung ohne eigene Branche «Vorsorge»
    Die Lehrlingsausbildung ist durch eine tiefe Anzahl Lehrlinge und durch den fehlenden Fachbereich «Vorsorge» geprägt. Insbesondere kleinere Pensionskassen verfügen nicht über die notwendigen Ressourcen und Rahmenbedingungen für eine spezialisierte Ausbildung von Lernenden, wie es bei Banken und Versicherungen der Fall ist.
  3. Aus- und Weiterbildung zu wenig bedarfs- und zukunftsorientiert
    Auf Stufe der höheren Berufsbildung gibt es im Bereich Vorsorge den eidg. Fachausweis und das eidg. Diplom, welche in das schweizerische Berufsbildungssystem eingebettet sind. Sowohl die Struktur als auch der Inhalt dieser Ausbildung scheint nur beschränkt auf das aktuelle respektive zukünftige Berufsprofil ausgerichtet zu sein. Auch die damit verbundenen Anforderungen an das Fachpersonal Vorsorge wird nur bedingt adressiert.

Die während des Podiumsgesprächs durchgeführte Umfrage bei den Teilnehmern zeigt deutlich, dass der grösste Handlungsbedarf im Bereich Sichtbarkeit/ Image der Branche gesehen wird.

Zur zukünftigen Sicherstellung des Fachpersonals schlägt die Arbeitsgruppe unter anderem folgende Massnahmen vor:

  • Aktive Entwicklung der Marke Vorsorge (Employer Branding).
  • Einheitliche Branchenpräsenz an Berufsbildungs- und Hochschulmessen.
  • Vergabe von Forschungsprojekten an Hochschulen.
  • Überarbeitung und Neupositionierung der Berufsprofile und Fachprüfungen.
  • Schaffung einer praxisorientierten Ausbildung, die Quereinsteiger einen raschen Einstieg in die Vorsorgetätigkeit ermöglicht.
  • Kooperation verschiedener Pensionskassen in der Lehrlingsausbildung zur Nutzung von Synergien und Erhöhung der Anzahl Auszubildenden.
  • Schaffung einer digitalen Weiterbildungsplattform Vorsorge mit vernetzten Bildungsangeboten.
  • Ältere Mitarbeitende durch attraktive Arbeitsbedingungen (z.B. Bogenkarriere, Teilzeit, flexible Arbeitsformen, finanzielle Sicherung) länger im Unternehmen einzubinden.

Grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der genannten Massnahmen ist eine verstärkte Vernetzung und Kooperation der einzelnen Pensionskassen. Es gibt bereits drei Leuchtturmprojekte, welche richtungsweisende Akzente setzten sollten:

Branchenkunde Berufliche Vorsorge Bern (BBV): In einem Zusammenschluss bieten neun Pensionskassen im Raume Bern für ihre KV-Lernenden eine Branchenkunde «Vorsorge» an. Die Organisation erfolgt durch PUBLICA. Die Referentinnen und Dozenten sind Fachpersonen aus den Ausbildungsbetrieben.

HR-Netzwerk Vorsorge: Das seit 2022 bestehende HR-Netzwerk Vorsorge ist Austausch- und Netzwerkplattform, das allen HR-Fachpersonen der Pensionskassen offensteht. Es werden aktuelle Themen wie z.B. Social Medias im Recruiting diskutiert. Aktuell beteiligen sich elf Pensionskassen an diesem Netzwerk. Die administrative Organisation wird durch PUBLICA sichergestellt.

Stage Fachpersonen: Das Konzept sieht vor, Fachpersonen aus Pensionskassen zu vernetzen und einen gegenseitigen beruflichen Austausch zu ermögliche. Ein erster solcher findet im Herbst 2023 zwischen den beiden Pensionskassen PUBLICA und Profond statt.

Ein grosser Dank an die Podiumsteilnehmer für ihre wertvollen Beiträge zu diesem gelungen Anlass:

–    Laurent Schläfli, Vorstandspräsident von Inter-Pension und Geschäftsführer von Profond
–    Dr. Martin Weissleder, Leiter HR von Publica und Mitverfasser des Arbeitspapiers
–    Claudia Meeser, Leiterin Unternehmensgeschäft bei FUTURA Vorsorge 
–    Sergio Bortolin, Vorstandsmitglied von Inter-Pension und Geschäftsführer der ASGA-Pensionskasse

Die Präsentation finden Sie hier.

Wir bleiben am Thema dran und werden uns nach dem Sommer mit dem nächsten schillingtalk zurückmelden.